670 PS vs. 670 PS – Ferrari vs. Porsche

Warum eigentlich RSR ? Eigentlich ist es ja ein Turbo S MK2 !! Die Erklärung ist ganz einfach. Es gibt immer mal den ein oder anderen, der sein Auto Black Thunder, White Shark oder Black Beast ect nennt. Da ich aber die Farbe gewechselt habe wie andere das Motoröl, kam für mich keine Farbe als Namenszusatz in Betracht. Dann erinnerte ich mich, dass es ja früher und im Rennsport einen RSR gab und da meiner ja auch nicht ganz normal ist, fand ich es eine gute Idee. Der Effekt war auch nicht übel. Zumindest bei denen die sich nicht genau auskennen und sofort bemerken, dass es ja einen waschechten Straßen zugelassenen RSR gar nicht gibt, hat es immer wieder für Aufsehen und AHA Effekten geführt. “Guck mal ein RSR, borrrr” war ein Spruch unter vielen. Nunja, es ist halt mein Spitzname und in der fachkundigen Community hat sich der Name auch durchgesetzt und so heißt er halt “RSR”.

Nun aber zurück zum Thema:

Der RSR geht ja schon wirklich gut und ein F12 Berlinetta oder ein Aventador haben im Beschleunigungsduell dank 9FF Software und Capristo Sportabgasanlage mit Klappensteuerung das Nachsehen. Das KW Sportgewindefahrwerk Variante 3 mit HLS und das Aerodynamikpaket 9FF geben den letzten Schliff. Mit mehrfach gemessenen 670 PS und 943 NM stemmt der RSR seine Kraft über den Allradantrieb perfekt auf die Strasse. Auch mit nicht so tollen Bedingungen kommt der RSR sehr gut klar. Dies Bescheinigen die Beschleunigungswerte von 2,7 Sek von 0-100 und 6,1 Sek 100-200 unter idealen Bedingungen. Summa Summarum um die 8,8 Sek 0-200 (9,2 Sek immer, auch bei 30 Grad reproduzierbar). Und da sind wir beim Punkt. Lt. z.B. Ferrari nimmt der F12 Berlinetta die 200 er Marke bei 8,5 Sek. Trotzdem bin ich schneller, komisch….. Dies ließ mich natürlich an den angegebenen Werten für den 488 GTB von 8,3 Sek zweifeln. Zumal auch die Werte anderer Typen von Ferrari oft nicht erreicht werden. Beim Nissan GTR übrigens genauso. Nun unterscheidet sich allerdings der 488 GTB von allen bzw. den meisten dieser Marke darin, dass er Turbo befeuert ist. Stimmen jetzt die Werte ?? Das ist die Frage und wenn es so wäre, dann zöge er ja an meinem RSR vorbei und nicht nur am RSR !! Die Tage habe ich mit einem Entwicklungsingenieur von Porsche gesprochen. Dieser meinte dann, dass Porsche den 488 GTB entgegen seinen Vorgängern wirklich sehr ernst nehme. Nunja gekauft ist der 488 ja nun jetzt und einen Rückzieher mache ich auch nicht, egal wie das Ergebnis ausfällt.

1. Probefahrt im 488 GTB:

Tolle Form, ein Ferrari halt und die Lufteinlässe, einfach der Hammer, vor allem wenn man in die Rückspiegel schaut. Riesige Lufteinlässe und eine Hammer Skyline im Rückspiegel lassen auf einiges hoffen. Keylessgo ist normal und ein Druck auf den Startknopf am Lenkrad mit LED Drehzahlband startet das Triebwerk. Und los gehts. Sound nicht Ferrari typisch aber trotzdem geil. Und bei 3500 U/min hört er sich am besten an. Sogar ein Kreischen könnte man erahnen. Aber ein Turbo ist und bleibt ein Turbo. Abhilfe schafft da die Capristo Automotive GmbH Abgasanlage, die die Geräuschkulisse in den Bereich Hammergeil verschieben wird. Ein tritt aufs Gaspedal lässt einen erschrecken, denn jegliche Berührung wird sofort in Vortrieb umgesetzt. Der 488 wirkt sehr sehr leichtfüssig, reagiert auf jede Bewegung am Lenkrad und dem Gaspedal wie auch der Bremse sofort und sehr präzise. Die Schaltung nochmal schneller als beim RSR und KEIN 7. GANG ALS SCHONGANG wie bei Porsche. Dies hat Einfluss auf die gesamte Übersetzung der verschiedenen Gänge. Drehzahl um 1000 Umdrehungen höher und kürzere Gänge machen den 488 zur Fahrmaschine. Trotz Turbo dreht der Motor und dreht und dreht und dreht wesentlich schneller hoch als der RSR. Dafür fehlt Ihm aber Drehmoment gegenüber dem RSR.

Ab auf die Autobahn und Vollgas. Merklich hat die angetriebene Hinterachse Mühe, die Kraft ohne Schlupf auf die Strasse zu bringen. Man spürt die Power mit der sich die Hinterräder in den Asphalt krallen und bis 150 regelt das DSC. Also ist beim zweiten Versuch der RACE Modus angesagt. Wieder hoch beschleunigen und ab gehts. Keine Regelung mehr dafür aber kurzes Zucken des Hecks beim Gangwechsel und beim höchsten Punkt des Drehmoments. Ein Blick auf den Tacho zeigt schon mal, dass das Gerät ordentlich nach vorne geht.

Erster Eindruck gegenüber meinem RSR: Mhhhh schwer zu sagen, aber ich würde vom Gefühl her sagen, ja, ist wohl schneller. Ein Blick auf den Tacho zügelt jedoch meine Gefühle. Demnach sehe ich keinen Unterschied, denn ich weiß ja was meine Tachonadel vom Gefühl her nach einer gewissen Fahrtstrecke bzw. Zeit anzeigt. Einige Kilometer mit dem Auto zeigen dann aber, dass der Tacho, der ja nur Digital ist, mit der Geschwindigkeitszunahme beim starken Beschleunigen nicht ganz hinterher kommt. (Trägheitssyndrom).

Also hilft alles nichts, der RSR muss zum Vergleich her. Julia kennt sich ja mit dem RSR bestens aus. Dass wissen einige, die schon mal gegen sie im Rolling50 angetreten sind. Und ab auf die Autobahn Richtung Meinerzhagen (Flugplatz). Der RSR vor mir. Jetzt gibt Julia Gas. Ein Ohrenbetäubender Lärm kommt aus den Abgasrohren der Capristo Anlage und der RSR schiebt los. Auch ich gebe im 488 Gas und…..Shit, hab ja gar nicht auf Race geschaltet sondern auf WET. Auch war ich im manuellen Modus und da kann ich Gas geben soviel ich will, der 488 schaltet da nicht runter und auch nicht hoch beim Drehzahlende. Beim RSR ist das anders (meiner Meinung nach besser, oder Gewöhnungssache ?)

Jetzt fährt Julia rechts rüber und ich geh nach vorne. Race Modus und auf Automatik Modus. Vollgas !! Bähmmmm geht der ab. Julia wird kleiner im Rückspiegel. Hähhh ? Das kann doch nicht sein. Ich per Funk zu Julia: Hast du Vollgas gegeben ? Ja, aber ich habe nicht auf Sportmodus geschaltet und so hat der RSR auch nicht optimal runter geschaltet,…..ist mir aber auch zu voll hier (hatte Sie ja auch Recht) und ausserdem wollten wir doch auf dem Flugplatz testen. Trotzdem lässt mich mein Gefühl nicht los: Hat der RSR das Nachsehen? Wünschen würde ich mir es ja, denn der 488 wird ja bzw ist ja mein Neuer, und verschlechtern wollte ich mich ja nicht unbedingt. Meine Kaufentscheidung stützt sich ja schliesslich auch auf die angebenden 8,3 Sekunden. Also Piano weiter zum Flugplatz.

Flugplatz Meinerzhagen:

Hier herrschen mal wieder gute Bedingungen so weit man sehen kann. Nunja so weit man sehen kann…..Die Strecke scheint trocken und für den griffigen Asphalt ist der Flugplatz ja bekannt. Launch Control vorab, haben wir nicht gemacht. Zum einen nicht mit nem geliehenen 488 und zum anderen weiß ich gar nicht wie die aktiviert wird und zum ganz anderen, Allrad gegen Heck (ich bin mir sicher, da gewinnt der RSR) !!

Also Rolling50, die Disziplin für Sport- und Supersportwagen, die auch ein bisschen aufs Material achten. Der Adrenalinspiegel steigt, zumindest bei mir. Julia sitzt völlig gelassen im RSR und grinst. Da es nicht zu 100 % trocken ist an allen Stellen und es ja auch kein Hochsommer mit warmen Reifen ist, schaltet Julia das DSC nicht aus. Nur Sport plus und Manueller Modus. Wir erinnern uns, auch in diesem Modus schaltet der RSR bei Drehzahlende und Kickdown alleine optimal hoch.  Anfahren….. der RSR links neben mir auf Augenhöhe. Startlinie und der RSR schiebt nach vorne. Ich gebe ebenfalls Vollgas aber der 488 war schon im Dritten Gang, denn ich fahre im Automatik Modus, da ich die optimalen Schaltpunkte am Drehzahlende noch nicht kenne.  Also erst mal runterschalten und ab gehts. Auf den ersten Metern ist der RSR vorne, röhrt und schiebt mit einer Urgewalt wie kein anderer. Ich habe definitiv beim Herunterschalten wertvolle Meter verloren. Doch dann kommt er, der 488 schiebt und prescht nach vorne. Der Abstand verändert sich nicht mehr, bleibt bei 2 Wagenlängen. Doch dann…shit, Tracktionsproblem….ne feuchte Stelle bei 160 lässt den Vortrieb für einen kurzen Moment zusammenbrechen. Der 488 schaltet schon 2000 Umdrehungen vor Drehzahlende hoch. Sicherheit geht hier vor, der RSR ist auf und davon. Merkt gar nichts von feuchter Fahrbahn, zieht einfach weiter. Am Ende angekommen lacht Julia: Was war los ? zu wenig Grip ?

Also nochmal zum Start und diesmal darauf achten, dass ich im 2. Gang bin wenn es los geht und die trockene Linie nehmen. Gar nicht so einfach beim Ferrari, denn wenn ich auf Manuell bin muss ich ja selbst den Schaltpunkt finden und muss darauf achten, dass ich nicht in den Begrenzer komme. Sehr sehr schwierig wenn man keine Erfahrung mit dem Boliden hat. Also doch lieber Automatik und kurz vorm Startpunkt ca. 10 Meter im Automatikmodus per Schaltpaddel in den 2. schalten und dann Vollgas…..

Upps, ich glaube ich war einen Tacken früher am Gas und setze mich sofort vor den RSR. Dann höre ich den RSR wie er schiebt. Doch….der Ferrari setzt sich weiter ab. Ca. 2 Wagenlängen sind es bei 230. Die anfängliche halbe Wagenlänge abgezogen sind es als ca. 1-1,5 Wagenlängen. Hammer einfach Hammer, unglaublich aber wahr. (hehe Richtige Kaufentscheidung, oder ?) Im Video täuscht es ein wenig, da Julia ein bisschen früher vom Gas gegangen ist. Resultat jedoch ganz klar: Der 488 GTB geht besser !! Der 488 GTB geht so Brutal wie kein anderer Ferrari in der Preisklasse bis 350 TE. Super abgestimmtes Getriebe und der Motor läuft wirklich perfekt. V-Max und Beschleunigung höher als 230 km/h konnten wir im direkten Vergleich nicht testen, da die Strecke zu kurz ist und auf der Autobahn fahren wir keine Rennen.

Alleine bin ich aber schon über 300 mit dem 488 gewesen und ich denke, dass der RSR auch da nicht ran kommen wird.

Faszit:

Der 488 macht richtig Spass und ist in der Längsbeschleunigung einer der stärksten Serienfahrzeuge die ich je gefahren bin. Bei guter Traktion könnten die 8,3 Sek durchaus realistisch sein. Bei nicht so optimalen Bedingen auf keinen Fall. Das ist beim Porsche mit Allrad anders. Letztendlich sind die 5,3 Sekunden von 100 auf 200 beim Ferrari eine Hausnummer die nicht so leicht in der Leistungsklasse zu schlagen ist. Er fährt sich mega leichtfüßig und agil und auch in Kurven liegt er richtig Hammer und wenn man sich erst einmal eingefahren hat auf den Hecktriebler fühlt man sich so richtig wohl. Herausragend ist die präzise Schaltung. Bähm, bähm bähm, der jagt die Gänge da rein, einfach unglaublich. Auch beim runter schalten beim bremsen. Hammergeil. Aufgrund der kürzeren Übersetzung in den Einzelnen Gängen ist der 488 in mehr Bereichen optimaler übersetzt wenn es um Vortrieb geht. Der Motor ist richtig Drehfreudig und die Elastizität leidet nicht einmal darunter in den Hohen Gängen. Wenn auch der RSR für mich das Mass der Dinge war, muss man sagen, dass der 488 GTB ein richtig geiles Fahrzeug ist, und einen Tacken schneller. Klar die Nachteile gibt es auch. Platzangebot ist eines davon. Heckantrieb bedingt auch. Ist aber auch Ansichtssache und wofür man so ein Auto hat. Den Sound wird mein Hauptsponsor Capristo Automotive schon richten, das ist bereits jetzt schon klar. Ich bin auf jeden Fall bisher sehr zufrieden mit dem Ferrari. Wenn jetzt noch die Haltbarkeit gegeben ist……. Ferrari bietet zudem 7 Jahre lang alle Inspektionen und Wartungsarbeiten inkl. Teile kostenlos an. Garantie 3 Jahre. Verschleissteile wie Bremse oder Kupplung kosten extra, sollten jedoch die 7 Jahre überdauern.

Alles in allem denke ich, dass Ferrari mit dem GTB einen richtigen Satz nach vorne gemacht hat. Gut es ist mein erster Ferrari, aber was man so hört und mit bekommt, war es nicht immer so. Ich bin zumindest der Meinung dass an dem Fahrzeug alles stimmt, was Beschleunigung, Fahrwerk, Kurven, Bremsen ect. angeht. Auch die Optik ist einfach Spitzenklasse.Technisch scheint der V8 auch ne Hausnummer zu sein, genauso wie das perfekt abgestimmte Getriebe.

Am liebsten würde ich den RSR sogar zusätzlich behalten, aber ich denke, eines geht nur. Wer den RSR kauft, der hat auf jeden Fall ein haltbares sehr gut abgestimmtes und ausgewogenes Supercar mit ordentlich Dampf. Zumindest reicht es mindestens zum Gleichstand, wenn auch nicht für den Ferrari 488 GTB aber auf jeden Fall für viele Supersportwagen wie Aventador, F12 Berlinetta, Lamborghini Huracan, McLaren MP4 12 C usw.

Der SCC500 wünscht allen einen guten Rutsch ins neue Jahr, viel Erfolg und Zufriedenheit und vor allem Gesundheit im Jahr 2016.

SCC500 | Peter Klein